Impuls

So wirkt die Schulleitungsqualifizierung BD an den Schulen

von Sofie Czilwik
veröffentlicht am 24.04.2025
Lesezeit: 14 Minuten

2021 startete das Schulleitungsqualifizierungsprogramm des Forum Bildung Digitalisierung mit einer Auftaktveranstaltung an der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken, kurz aim. Seitdem wurde die Qualifizierung in fast alle Bundesländer getragen – mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Drei Beteiligte erzählen, was die Qualifizierung an ihrer Schule bewirkt hat.

Ohne Schulleitungen und ihre Teams gelingt die digitale Schulentwicklung nicht. In Kooperation mit der Dieter Schwarz Stiftung und der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH (aim) sowie der Wübben Stiftung Bildung hat das Forum Bildung Digitalisierung deshalb vor vier Jahren die Schulleitungsqualifizierung BD entwickelt. Sie soll Schulleitungsteams dabei begleiten, eine Kultur der Digitalität an ihren Schulen zu etablieren. Angestoßen durch eine Train-the-Trainer-Qualifizierung, die zur eigenständigen Umsetzung des Qualifizierungskonzepts befähigt, wird die Schulleitungsqualifizierung BD inzwischen in elf Bundesländern umgesetzt. Drei Teilnehmende berichten, was das Qualifizierungsangebot an ihren Schulen bewirkt hat. 


Marlon Lamour, Schulleiter

»Es hat unsere Schule nachhaltig verändert: Es haben sich Schulentwicklungsgruppen gegründet, bestehend aus Eltern, Lehrkräften und Schüler:innen. Sie treffen sich bis heute regelmäßig.«

Als ich bei einer Veranstaltung des Forum Bildung Digitalisierung in Berlin die Schulleitungsqualifizierung BD kennenlernte, dachte ich zunächst, ich sei falsch. Ich war nahezu der einzige Schulleiter, alle anderen kamen aus Landesinstituten und Ministerien. Unsere Schule war auf der Suche nach einer Fortbildung, die das Kollegium und das Schulleitungsteam fit macht für eine immer heterogener werdende Schüler:innenschaft in der Kultur der Digitalität. Schnell wurde deutlich, dass diese Weiterbildung eine gute Basis und genügend Raum bietet, um das Personal an den Schulen zu qualifizieren. Nach meiner Rückkehr nach Baden-Württemberg habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin Nicole Stockmann ein Konzept für die Fortbildung von Schulleitungsteams weiterentwickelt.

Besonders hilfreich war für mich zunächst der „Kompass für den digitalen Wandel“. Er ermöglicht jeder Schule eine Standortbestimmung: Wo steht unsere Schule digital? Wir haben festgestellt, dass wir auf der einen Seite in der Verwaltung ganz gut aufgestellt sind, auf der anderen bei unseren Schüler:innen aber relativ wenig davon ankommt. Bei der Vermittlung von Medienkompetenz und Medienerziehung hatten wir noch Luft nach oben. Wir haben verschiedene Handlungsfelder identifiziert und beispielsweise alle Klassen ab der achten Stufe mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Zusätzlich haben wir den Lehrplan angepasst, um die digitalen Kompetenzen bei Schüler:innen und Lehrkräften zu stärken.

Dafür haben wir die pädagogischen Tage komplett umgestellt. Früher waren das Fortbildungstage für die Lehrkräfte, die Schüler:innen hatten frei. Heute organisieren wir diese Tage als Barcamp – eine Idee, die ich aus Berlin vom Forum mitgebracht habe. An den Barcamps nehmen nicht nur Lehrkräfte teil, sondern auch Mitarbeitende des Schulträgers und der Schulaufsicht. Auch Schulleitungen von anderen Schulen, Schüler:innen kommen, Mitarbeitende des Sekretariats sowie Elternvertreter:innen und auch der Hausmeister kommt dazu. Beim letzten Mal gab es einen Impulsvortrag zum Lehren und Lernen in einer Kultur der Digitalität und dann haben die Teilnehmenden im Barcamp-Format Fragen erarbeitet, die sie gerade beschäftigen.

Diese Art den pädagogischen Tag zu öffnen, war für einige Kolleg:innen zunächst befremdlich, denn den Austausch auf Augenhöhe – gerade mit Schüler:innen – waren viele nicht gewohnt. Doch es hat unsere Schule nachhaltig verändert: An diesem Tag haben sich Schulentwicklungsgruppen gegründet, bestehend aus Eltern, Lehrkräften und Schüler:innen. Sie treffen sich bis heute regelmäßig.

In einer Gruppe ist die Idee entstanden, das Lehrer:innenzimmer mit festen Plätzen in einen Coworking-Space zu verwandeln. Eine andere Gruppe hat das Konzept des FREI DAYs nach Margret Rasfeld auf unsere Schule angewandt. In den fünften Klassen haben wir nun vier Stunden am Dienstag reserviert, in denen die Schüler:innen nicht Geschichte, Chemie oder Biologie hintereinander haben, sondern ein bestimmtes Thema bearbeiten. So lernen die Schüler:innen zum Beispiel den Wasserkreislauf kennen, unternehmen dazu einen Ausflug in unser Wasserwerk oder laden Expert:innen in die Schule ein, die das Thema kindgerecht näherbringen. Noten gibt es dann nicht, sondern Feedbackgespräche. In den kommenden Jahren sollen diese FREI DAYs auch in den anderen Klassen etabliert werden.

Zudem haben wir eine digitale Plattform eingeführt, die die Unterrichtsvorbereitung enorm erleichtert und über die auch Fortbildungen für die Kolleg:innen angeboten werden. Und wir sind dabei, unser Mediencurriculum zu überarbeiten, denn durch die Einführung digitaler Endgeräte für die Schüler:innen ab Klassenstufe 8 hat sich die individuelle Kompetenz der Lernenden und Lehrenden verändert. Mit dem neuen Curriculum möchten wir flexibler werden, um zum Beispiel die Nutzung und den Umgang mit Künstlicher Intelligenz in den Unterricht einflechten zu können.

Aus den Materialien für die Schulleitungsqualifizierung, die ich damals bei der Veranstaltung des Forums kennengelernt habe, haben wir inzwischen ein zweijähriges Fortbildungsprogramm entwickelt, das wir über das Schuljahr verteilt für andere Schulleitungsteams in ganz Baden-Württemberg anbieten. In der ersten Qualifizierungsrunde waren fünf Schulen dabei, diesmal sind es elf mit über 40 Personen. Und das Schöne ist: Wir bieten es schulformübergreifend an. Für Gymnasien, an beruflichen Schulen, an Realschulen oder an Gemeinschaftsschulen.

Wir starten mit der Theorie: Was ist die Kultur der Digitalität? Was sind Transformationsprozesse? Dann arbeiten die jeweiligen Schulleitungsteams daran, ihre eigenen Werte zu formulieren. In einem nächsten Schritt bearbeiten sie den „Kompass für den digitalen Wandel“, um eine individuelle Standortanalyse herauszuarbeiten. Anschließend bieten wir – also meine Kollegin Nicole Stockmann und ich – ein individuelles Coaching in Form einer digitalen Sprechstunde an.

Das Wichtigste für uns ist, dass die Schulen viel Zeit haben, an den Themen zu arbeiten, die ihnen wichtig sind. Das scheint in allen Schulformen wichtig zu sein, denn das wird uns immer wieder zurückgemeldet.

Sicherlich ist dies teilweise eine Doppelbelastung: Wir sind Schulleitungen und qualifizieren gleichzeitig Kolleg:innen weiter. Da kommt man schon an Belastungsgrenzen. Gleichzeitig macht es unheimlich viel Spaß und ist sehr bereichernd für unsere Arbeit an der eigenen Schule. Wir hoffen, die Reihe zukünftig ausbauen zu können und fest in Baden-Württemberg zu implementieren.

Marlon Lamour ist seit 2021 Schulleiter der Freihof-Realschule in Kirchheim unter Teck sowie Referent für das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) in Baden-Württemberg.



Ulrike Friese, Oberstufenkoordinatorin

»Ob man es gut oder schlecht findet, die Digitalisierung wird nicht mehr weggehen. Daher sehe ich es auch als meine Aufgabe, die Widerstände bei meinen Kolleg:innen abzubauen.«

Als Auslandsschule werden wir alle sechs Jahre vom Bund-Länder-Ausschuss inspiziert (BLI). Dabei werden auch Strategien und Konzepte überprüft und kritisch betrachtet, davon hängt die Förderung der Schule ab. Wir haben an unserer Schule einen Schwerpunkt Digitalisierung, der auch im Rahmen der Inspektion begutachtet wird. Das haben wir zum Anlass genommen, selbst zu überprüfen, wo wir in Sachen Digitalisierung stehen.

Die Ausstattung war bereits vorhanden, als ich 2019 als Oberstufenkoordinatorin an die Schule kam. Wir hatten WLAN, eine digitale Lernplattform, ein digitales Klassenbuch und alle Schüler:innen hatten Zugang zu digitalen Endgeräten über ein Leihverfahren. Trotzdem, als die Corona-Pandemie im Sommer 2020 auch in Spanien den Präsenzunterricht für die Schüler:innen aussetzte, sind wir mehr oder weniger in den digitalen Unterricht gestolpert.

Wir hatten kaum Zeit, diese Phase zu reflektieren, haben aber gemerkt, dass sich im Unterricht etwas Grundlegendes geändert hat: Einerseits haben sich die Schüler:innen in der Pandemie zwangsläufig angeeignet, selbstständig zu lernen. Andererseits gab es zurück an der Schule auch neue Herausforderungen: Wie handhaben wir die Handynutzung, welche Apps behalten wir bei, welche sortieren wir aus? Aus dem Kollegium empfanden viele diese Entwicklungen als Tsunami, mit dem sie nicht richtig umzugehen wussten.

Ich habe deshalb nach Fortbildungen zur digitalen Schulentwicklung gesucht, aber zunächst keine gefunden. 2021 war das Thema noch ganz neu. Über eine Suchmaschine bin ich dann auf das Angebot vom Forum Bildung Digitalisierung gestoßen und dachte mir: Das ist genau das, was ich brauche! Egal, ob die Schule mich dafür bezahlt oder nicht, ich nehme daran teil!

Zusammen mit der didaktischen Leiterin unserer Schule bin ich dann nach Heilbronn geflogen, unterstützt von unserer Schule. In der aim, der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken, hatten wir die Möglichkeit, unseren Status quo selbst zu reflektieren. Und auch im Vergleich zu anderen Schulen haben wir gemerkt: Wir sind schon ziemlich weit! Lizenzen und WLAN, das war damals schon lange kein Thema mehr für uns. Aber wir erhofften uns mehr Wissen über Strategien für eine sinnvolle Digitalisierung.

Aus den Erfahrungen in Heilbronn und einem Schulversuch an unserer Schule habe ich für mich eine Checkliste erstellt, die ich seither als Orientierung verwende. Daraus ergibt sich zunächst die Frage nach dem Leitbild und dem Commitment: Wir haben zwar ein Leitbild, das sich „Begegnung“ auf die Fahnen schreibt. Nun ergänzen wir es um die Begegnung zwischen Mensch und Maschine. Zweitens, das Commitment: Wissen alle, was wir mit der Digitalisierung der Schule wollen? Nein? Dann müssen wir uns als Schule dahin entwickeln und dafür brauchen wir einen gesteuerten Prozess. Drittens: Reichen Handys zum Lernen? Nein! Also implementieren wir nun Tablets an der Schule, ab der achten Klasse haben alle Kinder Zugang zu einem Tablet.

Zurück in Bilbao haben wir dann sehr schnell den Schulentwicklungsprozess an unserer Schule gestartet und zunächst eine verbindliche Ordnung auf der Leitungsebene etabliert. Die didaktische Leitung hat den Hut auf, die Oberstufenkoordinatorin, also ich, unterstützte vor allem konzeptionell ab Klasse 10 die Oberstufe. Und wir haben ein Team aus Kolleg:innen, die sich mit der Umsetzung der Schulentwicklung beschäftigen: „Diggies DSB“. 

Da ist zum Beispiel auch die Idee für „Pega“ entstanden, so etwas wie der „FREI DAY“ in Deutschland. Ein Tag in der Woche, an dem nicht nach Stundenplan unterrichtet wird, sondern an dem sich die Kinder ihren Projekten und Themen widmen können. Dazu haben wir auch das Scrum-Modell eingeführt, eine Methode, die das selbstständige Lernen weiter fördert.

Diese Unterrichtskonzeption lehnt sich auch an das bestehende Methodencurriculum an, das sich an den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz orientiert. Dazu werden Fortbildungen für das Kollegium organisiert.

Mittlerweile befinden wir uns deshalb in einer Implementierungsphase, den Schulentwicklungsprozess haben wir etwas verlangsamt. Unser Schwerpunkt liegt auf den Fortbildungen für das Kollegium und darauf, das Scrum-Modell in den Klassen zu verstetigen.

Der Prozess im Kollegium, aber auch bei mir selbst, stößt natürlich auf Widerstände. Manchmal fällt es schwer, Altbekanntes infrage zu stellen und Neues zuzulassen. Aber ich denke, ob man es gut findet oder nicht, die Digitalisierung wird nicht mehr aufzuhalten sein. Daher sehe ich es auch als meine Aufgabe, die Widerstände bei meinen Kolleg:innen ernst zu nehmen und sie zu fragen, welche Hilfe sie auf ihrem Weg zu einer Kultur der Digitalität benötigen.

Ulrike Friese ist seit 2019 Oberstufenkoordinatorin an der Deutschen Schule Bilbao in Spanien und gestaltet als Mitglied der erweiterten Schulleitung maßgeblich die digitale Schulentwicklung an ihrer Schule mit.



Marco Heinzmann, Lehrer

»Unser Weg war vielleicht etwas steinig und führte über Umwege, umso zuversichtlicher sind wir jetzt: Denn wir haben es geschafft den Schulentwicklungsprozess zu demokratisieren und Lehrer:innen, Schüler:innen, die Eltern und alle anderen Mitarbeitenden mit einzubeziehen.«

Seit 2022 arbeiten wir an einer umfassenden Reform des Leitbildes unserer Schule: sowohl an unserem Führungsleitbild als auch an unserer Gesamtvision für die Schule. Der Prozess verläuft nicht immer geradlinig und ist noch nicht abgeschlossen. Die Qualifizierungsmaßnahme des Forum Bildung Digitalisierung hat gut zu unserem Reformvorhaben gepasst.

Die Leitfrage für uns lautet: Wie soll unsere Schule im Jahr 2027 aussehen? Diese Frage haben wir im Herbst 2022 zuerst dem Kollegium und später auch den Schüler:innen sowie den Eltern gestellt. Mit den Antworten haben sich dann neun Kolleg:innen in einer Arbeitsgruppe beschäftigt. Sie definierten aus den vielen Antworten Leitziele wie „Vielfalt und Wahrnehmung als Person“ oder „Schule als schöner Ort der Begegnung.

Im Frühjahr 2023 haben wir auf der Gesamtlehrerkonferenz dann die für unsere Schule drei wichtigsten Punkte gewählt. Dabei kam heraus: erstens Nachhaltigkeit, Wirksamkeit, Sinnhaftigkeit, Authentizität des Lernens, zweitens Wahrnehmen als Person und drittens Schule als gemeinsamer Ort des gymnasialen Lernens und der Leistungsbereitschaft.

Im Schulleitungsteam haben wir dann zu Beginn des Schuljahres 2023/24 intensiv darüber diskutiert, welche Maßnahmen wir brauchen, um diese drei übergeordneten Ziele erreichen zu können. Doch wir kamen nicht weiter: Wie formulieren wir eine Vision, was bedeutet das überhaupt? Wir waren schon weit gekommen, hatten uns aber gleichzeitig verzettelt.

Ich stand über die Schulleitungsqualifizierung BD des Forums in Austausch mit anderen Schulleitungsteams sowie mit Bianca Ely, Leitung des Handlungsfelds „Konzepte und Qualifizierung” beim Forum. Als wir uns in dieser Sackgasse befanden, gab mir Bianca Ely den Tipp, mich mit Design Thinking zu beschäftigen. Wir haben uns dann für eine externe Weiterbildung mit einem Experten entschieden. In der Elternschaft gab es einen Vater, der sich damit auskannte und uns Design Thinking nähergebracht hat.

Uns hat geholfen, dass es beim Design Thinking eine klare Abfolge gibt. Zuerst setzt man sich mit dem Problem auseinander und fragt: Was will der Kunde oder das Gegenüber überhaupt und welche Perspektiven müssen berücksichtigt werden? Dann entwickelt man einen Prototyp, der zunächst auch über das Machbare hinausgehen kann. Erst in einem dritten Schritt schaut man dann, was davon tatsächlich umgesetzt werden kann. Für uns war das aber immer noch zu abstrakt. Und für das, was wir eigentlich erreichen wollten, nämlich eine Vision für unsere Schule zu entwickeln, hat es für uns nicht ganz gepasst. Gleichzeitig war Design Thinking für uns wertvoll, um den bisherigen Prozess für uns nachvollziehbar zu machen.

Doch wir kamen immer noch nicht entscheidend weiter, und fühlten uns nach eineinhalb Jahren Arbeit verloren in der Wahl des Weges: Was macht Sinn? In welche Richtung möchten wir? Was ist gut für alle?

Deshalb haben wir unsere Lehrkräfte gefragt: Was wären aus ihrer Sicht die Visionen der Schule? Im Zuge dessen ist aufgefallen, dass wir unser Führungsleitbild an diese Visionen anpassen müssen, damit wir klare Leitlinien haben, was wir für unsere Schule wollen. Klingt simpel, aber für uns war das ein richtiger Aha-Moment! Dass wir beide Prozesse, also sowohl die Schulentwicklung als auch die Entwicklung einer Vision, zusammen denken müssen, wurde uns da erst bewusst.

Nach und nach fügte sich das Bild zusammen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ergebnisse aller Überlegungen und die Ergebnisse der Arbeitsgruppen fasste ich in dem Bild eines Pantheons mit einem Fundament, mit Säulen und einem Dach zusammen. Endlich wurde unser Weg plastischer!

Das Fundament bilden bei uns ein positives Menschenbild, Toleranz, Wertschätzung und Respekt. Die Säulen definieren unsere Schule als „Ort des Wohlfühlens“, als „Ort des Lernens“, als „Teil der Gesellschaft“ und als „Ort der Kooperation“, der Sockel bildet die „Lerngemeinschaft“. Das Dach besteht aus „nachhaltigem Lernen, „gymnasialer Lern- und Leistungsbereitschaft, „zwischenmenschlicher Begegnung auf Augenhöhe und der Wahrnehmung von Vielfalt. Und über allem schweben „individuelle Perspektive“ und „Vertrauen.

Gleichzeitig suchten wir uns externe Hilfe für unseren Visionsprozess. Über die Schulleitungsqualifizierung BD des Forums an der aim lernte ich Romy Müller kennen, die wir für ein Coaching an unsere Schule einluden. Das war ein Glücksgriff! Denn Romy Müller half uns nicht nur dabei, unseren Visionsprozess auf kleine und machbare Schritte herunterzubrechen. Sie machte uns auch auf ein Tool der Mitarbeitendenbefragung aufmerksam, über das wir die Zufriedenheit unserer Lehrer:innen erheben konnten. Dadurch konnten wir einen Einblick gewinnen, in welchen Stufenteams, in welchen Fachschaften, die Belastung der Lehrer:innen besonders hoch ist. Für das Schulleitungsteam und unser Kollegium war das wichtig, um es besser einzubinden und ihre Bedürfnisse zu kennen.

Die Lehrkräfte haben uns zum Beispiel zurückgemeldet, dass sie mehr Zeit brauchen, um sich in ihren Arbeitsgruppen mit jeweils einer Säule zu beschäftigen. Eigentlich hatten wir angedacht, dass in jedem Schuljahr eine der Säulen des Pantheons mit Leben gefüllt wird. Doch das haben wir nun entzerrt, auch über das Schuljahr hinaus, wenn nötig. 14 Arbeitsgruppen beschäftigen sich nun mit Themen zu Künstlicher Intelligenz, alternativen Lernleistungen, Deeper Learning oder Demokratiebildung – alles Themen, die in den vergangenen Jahren als besonders relevant für unsere Schulentwicklung von der gesamten Schulgemeinschaft identifiziert wurden. Unsere Arbeitsgruppen decken sich damit größtenteils mit den Innovationselementen des Kultusministeriums.

Diese Strukturen wollen wir in den kommenden Jahren weiter festigen. Wir erhoffen uns dadurch eine stabile Grundlage für die Veränderungen im Hinblick auf das neue G9 in Baden-Württemberg und vor allem die bestmögliche Erziehung und Bildung für unsere Schüler:innen.

Unser Weg war vielleicht etwas steinig und führte über Umwege, umso zuversichtlicher sind wir jetzt: Denn wir haben es geschafft, den Schulentwicklungsprozess zu demokratisieren und Lehrkräfte, Schüler:innen, Eltern und alle anderen Mitarbeitenden mit einzubeziehen.

Marco Heinzmann ist seit 2017 Lehrer am Gymnasium im Ellental in Bietigheim-Bissingen und gehört dort zum EDV-pädagogischen Netzwerk. Zudem ist er von Beginn an am Reformprozess seiner Schule beteiligt.


Sofie Czilwik

Sofie Czilwik arbeitet als freie Journalistin in Berlin für verschiedene Medien (rbb, SWR, Zeit Online u. a.). Ihre Themen: Bildung, Arbeit, Psychologie, Gesellschaft und Politik. Zudem arbeitet sie als Redakteurin und Reporterin für radio3 vom rbb.